034 Primarschule mit Turnhalle Visp
Offener Projektwettbewerb, 2024
mit Timbatec Holzbau Ingenieure AG und B+S AG
ARCHITEKTUR & STÄDTEBAU
Der Perimeter der Schulanlage „Im Sand“ liegt zwischen dem Fluss Vispa und einem vorwiegend durch Wohnbauten geprägten Quartier. Städtebaulich weist sowohl die Schulanlage als auch die Umgebung eine grosse Heterogenität von Bauvolumen und Aussenräumen auf. Die Gebäude auf dem Schulperimeter sind unterschiedlich ausgerichtet und definieren abwechslungsreiche Aussenflächen. Das Projekt EINS ZWEI DREI gliedert das Raumprogramm in drei, in der Höhe unterschiedlich ausformulierte Volumetrien, die zu einem Baukörper addiert werden. Die Ausrichtung der neuen Volumen richtet sich übergeordnet an der Uferlinie der nahe gelegenen Vispa. Die Orientierung der Baukörper spinnt das diverse Gefüge des Bestands weiter und ergänzt die vielseitigen Aussenräume. Es entstehen abwechslungsreiche Platzfolgen und Verbindungsräume als Pausenflächen.
Die Holzfassade widerspiegelt das Konstruktionsprinzip des Gebäudes. Über die Schalungsebene herausragende Lisenen bilden das regelmässige Stützenraster nach aussen ab. Vertikal durchlaufende Lisenen beim Schultrakt wechseln sich mit gekürzten Lisenen beim Nebenbau ab und interpretieren die Sprache des bestehenden Betonbaus. Das regelmässige Raster verleiht dem abgestuften Gebäudekörper einen übergeordneten Rhythmus. Einfache Holzschalungen der leicht differenziert ausgebildeten Brüstungs- und Sturzbänder strukturieren das Gebäude in der Vertikalen. Beim bestehenden Bau wurde eine Holzschalung zur Erstellung der Sichtbeton lediglich temporär eingesetzt. Beim Neubau dient die Holzschalung als langlebige Fassadenbekleidung.
Grosszügige Fensterflächen mit eingefärbten Holzrahmen halbieren das Raster zwischen den Lisenen. Wo die Erdgeschossnutzung ein Öffnen der Fassade erlaubt, sind raumhohe Verglasungen vorgesehen. Ein stoffiger Sonnenschutz ergänzt die einfache Materialität und die Farbigkeit der Fassade.
Die Materialisierung im Innenraum ist durch die konstruktiv eingesetzten Materialien geprägt. Der Betonkern wird von Stützen und Unterzügen aus Brettschichtholz gesäumt. Die Decken sind als flächige Holzkonstruktion sichtbar und durch aufgesetzte Akustikpaneele ergänzt. Am Boden wechseln sich taloschierte Oberflächen mit geschliffenen Stellen in den Aufenthaltsbereichen ab. Die eingefärbten Holzprofile der verglasten Trennwände und stellenweise eingesetzte Vorhänge runden den Materialkanon ab.
ORGANISATION & ERSCHLIESSUNG
Die verschiedenen Nutzungen sind auf drei Gebäudeteile verteilt. Im mittleren Trakt befindet sich über fünf Geschosse die Primarschule. Nördlich davon ist die Doppelturnhalle angebaut. Südlich der beiden grösseren Gebäudeteile befindet sich ein dreigeschossiger Baukörper mit Kindergarten im Erdgeschoss. In den beiden Obergeschossen sind der Essraum mit Küche, der Mehrzweckraum und der Lehrerbereich angeordnet.
KONSTRUKTION & TRAGWERK
Die beiden mehrgeschossigen Gebäudetrakte werden mit Ausnahme des Untergeschosses und dem Treppenkern in Holzbau erstellt.
Das gewählte Tragwerkskonzept lehnt sich an den Skelettbau an. Die Stützen sind mit einem relativ kleinen Abstand entlang der Aussenwände angeordnet. Im Innenbereich wird das Stützenraster verdoppelt, um einen flexibel nutzbaren Grundriss zu ermöglichen. Als Primärtragwerk dienen Unterzüge aus Brettschichtholz. Das sekundäre Tragwerk zwischen den Unterzügen besteht aus einer flächigen Hohlkastendecke. Die vorgefertigten Deckenelemente weisen im inneren bereits eine Beschwerung in Form einer Splittschüttung auf, um den Schallschutzanforderungen gerecht zu werden. Auf der Rohdecke ist eine zusätzliche Splittschüttung angeordnet, um Installationen einfach einbringen zu können, ohne die Rohdecke verletzen zu müssen.
Die horizontalen Kräfte aus Erdbeben und Wind werden durch die Deckenscheiben, auf die aussteifenden Elemente in der Fassade und den Treppenhauskernen verteilt. Die Lasten aus der Skelett-Holzkonstruktion werden im Untergeschoss über die Aussenwände, Innenwände und Stützen auf die Bodenplatte und die darunter liegenden Bohrpfähle in den Baugrund abgetragen. Die drei Gebäudeteile weisen durch die unterschiedliche Geschosszahl sehr unterschiedliche Lasten auf. Um differenzielle Setzungen im schlechten Baugrund zu vermeiden, werden alle Gebäudeteile auf Bohrpfähle gestellt, welche die Lasten in den gut tragfähigen Baugrund abtragen.
Die Turnhalle wird als Betonkonstruktion gebaut. Die begehbare Dachfläche mit Sportfeld führt zu Schwingungen, welche im Holzbau nur mit überhohem Fachwerk verhindert werden könnten. Deshalb werden über der Sporthalle vorgespannte Betonträger verwendet.
UMGEBUNGSGESTALTUNG
Die übergeordnete Stellung des Neubaus schafft zusammen mit den bestehenden Bauten spannende Zwischenräume mit hoher Aufenthaltsqualität. Rund ums Neubauprojekt werden diverse Plätze und Grünräume mit unterschiedlichen Charakteristiken geschaffen. Die Dachfläche der Turnhalle ist begehbar und kann dank einem Ballfangnetz auch als Allwetterplatz genutzt werden.
Verwandte Projekte:
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